Am 26. Juni 1790 hatte Kürfürst Clemens Wenzeslaus dem Apotheker Adam aus Limburg ein Privileg zur Betreibung eine Apotheke in Niederselters erteilt, nachdem die Hofkammer erklärt hatte, dass sie eine solche Einrichtung zur Versorgung der Kurgäste für unbedingt notwendig erachte.
Darauf hatte Dr. Ulrich Eisenbach in seiner Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Niederselters Brunnenbetriebes hingewiesen, zugleich aber auch die Bedingungen genannt, unter der die Öffnung dieses Geschäfts gestattet war. Es mussten nämlich mindestens zehn Kurgäste im Brunnenort anwesend sein. Aus dieser Einschränkung allein lässt sich bereits ablesen, dass es mit dem Kurbetrieb – anders als in den benachbarten Kurbädern Ems, Schwalbach und Schlangenbad – nicht weit her gewesen sein konnte, mit der Apotheke also kein Staat zu machen war.
Im Übrigen waren die folgenden Jahre – die Zeit der Revolutions- und Napoleonischen Kriege – nicht dazu angetan, beiden Erwerbszweigen förderlich zu sein. Für die Jahre nach 1788 sind genauere Zahlen über die in Niederselters kurenden Gäste nicht bekannt. Daher lässt sich auch nicht mit Sicherheit sagen, ob das pharmazeutische Zweiggeschäft des Limburger Apothekers Adam in Niederselters in der Zeit zwischen 1790 und 1815, dem Ende der langen Kriegsjahre, überhaupt geöffnet hatte. Gegen Ende des Jahres 1901 wurde die Niederselters Apotheke von der Eisenbacher Straße in die Brunnenstraße verlegt, in das Haus, in dem sie sich heute noch – durch Anbau vergrößert – als Brunnen-Apotheke befindet und ab Januar 2019 von der Apothekerin Kathrin Kühnl und dem Apotheker Hubertus Kühnl weitergeführt wird.